Es ist sicher auch den geltenden Coronaregeln geschuldet, dass viele Bürger*innen derzeit vermehrt Spaziergänge durch die städtischen Grünanlagen unternehmen. Dem aufmerksamen Beobachter entgeht dabei nicht, dass in den dem Schröderplatz zugewandten Wallanlagen und dem Lindenpark derzeit umfangreiche Auslichtungen vorgenommen werden. Rund um die Teufelskuhle werden Bäume gefällt und Unterholz beseitigt. Über die Notwendigkeit und den Nutzen besteht dabei unter den Spaziergänger*innen nicht immer Einigkeit. Die Tagespresse berichtet, ordnet aber kaum ein.
Da das Wissen um die Geschichte des Lindenparks insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung nur gering ausgeprägt ist, existiert die Vorstellung einer Sichtbarmachung von Grabsteinen zum Gedenken an den Alten Friedhof. Die einzige geeignete historische Baulichkeit ist die nordwestlich der städtischen Kindertagesstätte erhaltenen Grabkapelle aus der östlichen Reihe, welche in ihrer Substanz gut erhalten ist, selbst wenn die Dachdeckung aus Pappe teilweise defekt und einiger baulicher Schmuck, wie das den Vordergiebel krönende Ziertürmchen, abhandengekommen ist.
Von der Vielzahl der einst auf dem Alten Friedhof vorhandenen Grabkapellen ist nach deren Abriss Anfang der achtziger Jahre nur diese einzige Kapelle verblieben, die an diese wichtige Eigenheit historischer Begräbnisarchitektur des 19. Jahrhunderts erinnert.
Weiterlesen: Sanierungskonzept Grabkapelle Lindenpark in Rostock
Im Bereich des Haupteinganges des ehemaligen Alten Friedhofs befindet sich eine Kriegsgräberstätte aus der Zeit des deutsch-französischen Krieges 1870/71. Hier sind 12 französische und 26 deutsche Soldaten bestattet worden. Die Anlage war in den Grundzügen nach wie vor vorhanden; der unterirdische Bestattungsbereich und die sterblichen Überreste selbst waren unberührt, die überirdische Anlage befand sich jedoch in einem sehr unwürdigen Zustand. So waren beispielsweise die ursprünglichen Namenstafeln nicht mehr am Ort vorhanden.
Weiterlesen: Rekonstruktion der deutsch-französischen Kriegsgräberstätte
Ab 1978/79, nach Beendigung der letzten Ruhefristen und der Entwidmung des Friedhofs, wurde dieser beräumt, und es vollzog sich eine sukzessive, wenn auch nur teilweise bewerkstelligte Umgestaltung zu einem Wohngebietspark. Damit erlosch aber auch die Pflege und Instandhaltung der Grabstätten durch die Hinterbliebenen. Künstlerisch und stadtgeschichtlich wertvolle Grabmale im Lindenpark waren zunehmendem Verfall ausgesetzt.
Die beginnenden Bemühungen um die Wiederinstandsetzung stadtgeschichtlich und künstlerisch wichtiger Grabmale markieren den Beginn der Aktivitäten des Vereins in den ersten Jahren nach seiner Gründung 2009. In einem ersten Schritt wurden in fachlicher Abstimmung mit dem Denkmalamt und dem Grünamt Rostock vier Grabsteine unterschiedlicher Ausprägung ausgewählt und die ungefähren Restaurierungskosten ermittelt.
Die letztlich erfolgreiche Einwerbung notwendiger Mittel und die handwerkliche Wiederherstellung der Gedenksteine mit Inschriften und Verzierungen wurde öffentlichkeitswirksam von der Ostseezeitung begleitet.
Zu den Monumenten, die bisher wiederhergestellt werden konnten, gehört der schlichte Naturstein, der die Ruhestätte des berühmten Mineralogen Prof. Dr. Eugen Geinitz (geboren 1854 in Dresden, gestorben 1925 in Rostock) markiert. Geinitz war der erste, der Abbrucherscheinungen der mecklenburgischen Ostseeküste systematisch beobachtete und
aufzeichnete.