Ab 1978/79, nach Beendigung der letzten Ruhefristen und der Entwidmung des Friedhofs, wurde dieser beräumt, und es vollzog sich eine sukzessive, wenn auch nur teilweise bewerkstelligte Umgestaltung zu einem Wohngebietspark. Damit erlosch aber auch die Pflege und Instandhaltung der Grabstätten durch die Hinterbliebenen. Künstlerisch und stadtgeschichtlich wertvolle Grabmale im Lindenpark waren zunehmendem Verfall ausgesetzt.
Die beginnenden Bemühungen um die Wiederinstandsetzung stadtgeschichtlich und künstlerisch wichtiger Grabmale markieren den Beginn der Aktivitäten des Vereins in den ersten Jahren nach seiner Gründung 2009. In einem ersten Schritt wurden in fachlicher Abstimmung mit dem Denkmalamt und dem Grünamt Rostock vier Grabsteine unterschiedlicher Ausprägung ausgewählt und die ungefähren Restaurierungskosten ermittelt.
Die letztlich erfolgreiche Einwerbung notwendiger Mittel und die handwerkliche Wiederherstellung der Gedenksteine mit Inschriften und Verzierungen wurde öffentlichkeitswirksam von der Ostseezeitung begleitet.
Zu den Monumenten, die bisher wiederhergestellt werden konnten, gehört der schlichte Naturstein, der die Ruhestätte des berühmten Mineralogen Prof. Dr. Eugen Geinitz (geboren 1854 in Dresden, gestorben 1925 in Rostock) markiert. Geinitz war der erste, der Abbrucherscheinungen der mecklenburgischen Ostseeküste systematisch beobachtete und
aufzeichnete.
Ein weiteres Monument gehört dem Bauunternehmer Ludwig Berringer, der als erster Bauunternehmer in Mecklenburg industrielle Methoden im Bauwesen anwandte. In seinem Unternehmen wurden Betonfertigteile serienmäßig hergestellt. Er war der Vater des Architekten Gustav Wilhelm Berringer, der in den 1920er Jahren als Stadtbaumeister bzw. Stadtbaudirektor in Rostock tätig war, wo er der wichtigste Vertreter des Neuen Bauens war.
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Besonders aufwändig gestaltete sich die Wiederherstellung des Gedenkobelisken für Dr. Friedrich Witte (1829 – 1893). Witte stellte als genialer Chemiker, erfolgreicher Fabrikant und Politiker eine feste Größe im Rostock des 19. Jahrhunderts dar. Eine bronzene Plakette, die ihn im Profil zeigt, wurde in Anlehnung an das verlorene historische Vorbild von dem Rostocker Künstler Wolfgang Friedrich geschaffen und ziert heute wieder den Obelisken.
Diese Grabanlagen bezeugen nun wieder städtische Geschichte und Begräbniskultur des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts auf anschauliche Weise. Die Bemühungen des Vereins zur Wiederinstandsetzung weiterer bedeutender Grabstätten halten an. |