Die Eröffnung des ersten kommunalen Rostocker Friedhofes, des heutigen Lindenparks am Saarplatz, jährte sich zum fünften Mal, als am 30. April 1836 zwölf Herren den „Verein zur Verschönerung der Stadt Rostock und ihrer Umgebungen“ gründeten. Es war die Zeit der Entfestigung Rostocks, eine Zeit, in der die Rostockerinnen und Rostocker darangingen, ihre die Stadt einengenden Wallanlagen zu öffnen und landschaftlich umzugestalten sowie die Dung- und Schuttplätze vor den Toren der Stadt zu beseitigen, um dort erholsame Spaziergänge auf neu angelegten Promenaden unter frisch gepflanzten Bäumen unternehmen zu können. Zugleich war es die Zeit der Vereinsgründungen – es entstanden Patriotische Vereine, Gewerbevereine, Turnvereine, Kunst- und Altertumsvereine und Verschönerungsvereine.
Eine städtische Gartenverwaltung war im Rostock jener Zeit noch nicht entstanden – und so war vor allem bürgerschaftliches Engagement Grundlage für die Gestaltung vieler, großenteils heute noch bestehender Parkanlagen, deren Wert als grüne Oasen nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Mit der Einrichtung einer städtischen Gartenverwaltung erübrigte sich jedoch allmählich das Wirken des Verschönerungsvereins von 1836, so dass er 1872 seine erfolgreiche Arbeit einstellte.
Der Begräbnisplatz am Saarplatz wurde durch die Eröffnung eines weiteren Friedhofs 1912 - des Neuen Friedhofs am südwestlichen Stadtrand - zum Alten Friedhof. Seine Umgestaltung zu einem Wohngebietspark begann nach dem Beschluss der Aufhebung und dem Ablauf letzten Ruhefristen im Jahr 1979. So wurde er zum heutigen Lindenpark, allerdings unter weitgehender Erhaltung des orthogonalen Wegesystems sowie von etwa 100 Grabsteinen, von denen noch etwa 80 vorhanden sind.
Heute ist das zuständige Amt für Stadtgrün aufgrund von Sparzwängen bei Personal und Finanzen zunehmend immer weniger in der Lage, den Park fachgerecht zu pflegen, geschweige denn eine konzeptionelle Weiterentwicklung als Voraussetzung für seinen Fortbestand zu initiieren.
So sind es wie 1836 engagierte Einwohnerinnen und Einwohner, die durch ehrenamtliches Engagement Wege zur Erhaltung und Pflege des Lindenparks finden wollen. Am 21. Januar 2009 gründeten Bürgerinnen und Bürger in der Tradition des Vorgängers einen neuen Verschönerungs-Verein zu Rostock e.V. mit dem Ziel, in absehbarer Zeit ähnlich erfolgreich zu sein wie 1836.
Sicher ist es ist zwiespältig, aus kommunalpolitischem Handeln entstandene Missstände durch verstärktes ehrenamtliches Engagement ausgleichen zu wollen und damit zwangsläufig auch Zuständige teilweise aus ihrer Verantwortung zu entlassen.
Allerdings muss man der Tatsache ins Auge sehen, dass die zur Verfügung stehenden Finanzen dauerhaft die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Erfüllung städtischer Aufgaben einschränken. Dem allmählichen Substanzverlust jedoch sehenden Auges zuzusehen, ohne selbst aktiv zu werden, ist für viele Rostockerinnen und Rostocker keine verantwortbare Alternative.
So betreiben die Mitglieder des Vereins durch zweimal jährlich stattfindende Arbeitseinsätze inhaltliche und zugleich Öffentlichkeitsarbeit – und betätigen sich zugleich selbst praktisch. Zwischen dreißig und vierzig Vereinsmitglieder finden sich mit Verwandten, Freunden und Nachbarn regelmäßig im Frühjahr und im Herbst zum „Klar Schiff machen“ im Rostocker Lindenpark ein.
Konkrete Vereinsprojekte sind die Sanierung von im Bestand gefährdeten Grabmalen. Diese Aktivitäten und die sachkundige Beteiligung an öffentlichen Diskussionen über die Gestaltung Rostocker Grünanlagen und anderer öffentlicher Flächen haben dem kleinen Verein bereits vielfach Aufmerksamkeit und Anerkennung eingetragen. Einiges konnte bereits erreicht werden und doch bleibt noch vieles zu tun, um dem Satzungszweck, der Verschönerung des öffentlichen Raumes in Rostocker Parks und Grünanlagen, gerecht zu werden. Machen Sie mit!
Hannes Rother
Vorsitzender des Verschönerungs-Vereins zu Rostock 2009 - 2019