Viele ältere Rostocker kennen den heutigen Park am Saarplatz noch als Alten Friedhof und mögen auf diese historische Benennung nicht verzichten. Dieser Name sollte unbedingt im städtischen Gedächtnis erhalten bleiben, denn er erinnert an das Leben und Sterben und damit auch an die Begräbniskultur der Rostocker im 19. Jahrhundert.
Der Alte Friedhof wurde als erster städtischer Friedhof außerhalb der Stadtmauern angelegt, denn die seit dem Mittelalter praktizierte Bestattung der Toten inmitten der Stadt war nicht mehr zeitgemäß. Rostock wuchs, der Platz auf den Kirchhöfen reichte nicht mehr aus. Als dann Anfang der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts Rostock von einer Choleraepidemie heimgesucht wurde, brauchte man schnell einen neuen Begräbnisplatz. So entstand allmählich die Anlage mit elf rechtwinkligen Karrees und fünf Rondellen. Alte Fotos zeigen viele Grabsteine bedeutender Rostocker Bürgerfamilien und eine große Anzahl oft aufwändig gestalteter Kapellen und Familiengrabstätten. Auch wenn bis 1959 noch Bestattungen auf dem Alten Friedhof vorgenommen wurden, verfiel das Gelände mehr und mehr. Kriegsschäden, Desinteresse der sozialistisch gesinnten Stadtväter, Diebstahl von Grabplatten und Plastiken sowie Vandalismus ließen im Laufe der Jahre Gräber und Wege verwahrlosen, überließen Bäume und Büsche dem Wildwuchs. So gingen viele Artefakte verloren und veränderte sich das Gesamtbild des Geländes. Im Januar 1980 wurde es zum Stadtpark umgewidmet, der den Namen Lindenpark erhielt. Dieser ähnelt noch heute stellenweise eher einem Stadtwald, dem Idealbild einiger Naturschützer, denn einer parkähnlichen Anlage. Ob Spaziergänger, Hundebesitzer oder Kindergartengruppen, Freizeitsportler in Laufschuhen oder mit Skiern und Schlitten, Hunderte Besucher sind tagtäglich rund ums Jahr hier anzutreffen, um sich an den romantisch verschneiten, den juligrün- duftenden oder im Herbst intensiv gelb aufleuchtenden Lindenalleen zu erfreuen. Der Verschönerungsverein zu Rostock ruft seit einigen Jahren im Frühling und Herbst zum Arbeitseinsatz auf und unterstützt damit die Kollegen des städtischen Grünamtes, die für die über zweitausend Bäume, darunter die bis zu einhundertachtzig Jahre alten Linden und die vier Baumdenkmäler, zuständig und leider kaum in der Lage sind, das als Gartendenkmal anerkannte Gelände dauerhaft in gepflegtem Zustand zu halten. Doch das Bewusstsein, dass unsere Stadt mit dem Lindenpark ein kulturhistorisches und botanisches Juwel besitzt, entwickelt sich – und das auch dank der fleißigen Anwohner, die sich vor und nach dem Sommer gemeinschaftlich ans Werk machen, wenn der Verein dazu aufruft.